Schon länger beschäftigt mich die Frage, in wie weit es wohl möglich ist einen filigranen Rahsegler im „kleinen“ Schiffsmodellbau-Maßstab 1:700 glaubhaft darzustellen. In meinem Bestand fanden sich noch die alten Heller Bausätze der Gorch Fock (1:600) und der Pamir (1:750), irgendwann in meiner Jugend mal zusammengeklebt dann zerspielt und anschließend in der Restekiste vergessen. Zugegeben, nicht in 1:700 und nach all den Jahren auch nicht mehr vollständig. Aber nahe genug dran und für mein Projekt benötigte ich ohnehin nicht viel mehr als die Rümpfe. Immerhin ist das Angebot an Segelschiffen in 1:700 ansonsten ohnehin recht überschaubar.
Bewusst habe ich mich dazu entschieden, ein Schiff unter vollen Segeln, das andere ohne Segel, im Hafen liegend, darzustellen. Bei beiden Schiffen wurde das Unterwasserschiff abgesägt um Wasserlinienmodelle zu schaffen. Die Pamir war bekanntlich ein Frachter, deshalb kam ich auf die Idee, das Schiff im entladenen, also weiter ausgetauchten Zustand zu bauen, deshalb ragt die weiße Wasserlinie weit aus dem Wasser. Beide Segler wurden mit einfachen Mitteln weiter detailliert, Reeling und Aufgänge sind Ätzteile, die ich noch vorrätig hatte. Die Masten der Pamir sind aus Evergreen Profilen, bei der Gorch Fock habe ich Draht verwendet. Für die Takelage kam das bekannte Garn von Uschi van der Rosten zum Einsatz, für die Wanten Ätzteile von Ocean Spirit. Bei dem winzigen Maßstab hatte ich nicht den Ehrgeiz, die komplette Takelage nachzubilden. Um einen realistischen Eindruck zu bekommen, habe ich mich auf die optisch wichtigsten beschränkt, wer sich mit Segelschiffen auskennt, wird sicher erkennen was ich weggelassen habe.
Die Segel der Gorch Fock sind Papiertaschentücher, die mit einem Gemisch aus Wasser und Weißleim über die Plastikteile aus dem Bausatz abgeformt wurden. Nach dem Trocknen ausgeformt sind sie schön dünn, halten die Form und haben eine Gewebestruktur. Eine Herausforderung waren die dreieckigen Stagsegel, die zwischen den Masten aufgespannt sind. Ich habe gar nicht erst versucht, sie an Garn aufzuhängen. Stattdessen wurden sie am 0,2 mm starkem Messingdraht angeklebt, der ist zwar deutlich dicker als der Rest der Taue, aber diesen Kompromiss gehe ich ein.
Beide Schiffe bekamen ein kleines Diorama, weil ich der Meinung bin, dass Schiffe im Wasser am besten wirken. Auf alten Fotos habe ich gesehen, dass Frachtsegler im Hafen oft nicht am Kai lagen, sondern an Dalben festgemacht wurden. Für das Diorama kam mir diese Darstellung entgegen, weil dadurch nicht eine ganze Seite des Schiffes verdeckt wird. Zur Belebung der Szene habe ich noch einen Schlepper und eine Barkasse aus einem Tamiya-Set eingebaut.
Zurück zu meiner Eingangsfrage: in wie weit ist es möglich, einen Rahsegler im kleinen Maßstab umzusetzen? Seht Euch die Bilder an und urteilt selbst. Ich selbst bin zufrieden, würde beim nächsten Mal aber sicher das eine oder andere noch besser machen.
Viele Grüße
Michael Weikert
sehr beeindruckend !