Allen Absagen zum Trotz versammelten sich 10 Schwobabaschdler am 08.03. zu Speis, Trank und Modell, doch die Anzahl („das ist noch gar nichts, wir waren auch schon zu viert“) tat dem Vergnügen keinen Abbruch – tatsächlich konnte alle, die etwas mithatten, ein bisschen ausführlicher über ihr Herzensplastik erzählen, was definitiv eine Verbesserung war. Nur Drehteller war keiner aufzutreiben, doch ein dekoratives Deckchen über einer Transportschachtel erhöhte die Präsentationsatmosphäre um mindestens 50 von 100 Punkten.
Den Anfang machte Harald mit einem Kampfpanzer Merkava I in 1:72, ein Kitbash aus den Bausätzen von Esci und Revell. Mit selbstgemischten Sinaigrau (ca. 1980) und dezenter Verdreckung mit Pastellsand konnte das Modell sich ebenso sehen lassen wie die in der Länge schwer zu schlagende Bauzeit: in den Aufzeichnungen war zum Kaufdatum nur „vor 1992“ zu finden.
Uwe zeigte einen Formel-1-Exoten, den Tyrrell P34 „Six-Wheeler“ in 1:20 von Tamiya. Unter abnehmbaren Verkleidungsteilen kamen immer mehr Details zum Vorschein, und auch diesmal konnte Uwe eine Bausatzstory nach dem Muster „zweimal lackiert wird besser“ zum Besten geben. Die Base war aus einem Vesperbrettchen entstanden – wieso viel ausgeben, wenn es mit wenig auch gut wird?
Roland vom PMC Kurpfalz hatte ein noch nicht ganz fertiges Werk in der Box: einen Mercedes-Benz G3A in 1:72 von MAC. Wer ihn und seine Vorliebe fürs Schienengebundene kennt weiß, dass es sich nur um ein Fahrzeug der Reichsbahn handeln kann, und auch, dass ihn die typischen Unzulänglichkeiten eines MAC-Bausatzes nicht schrecken können – wenn rund ist, was eckig sein sollte, wenn klein ist, was groß sein sollte, dann wird eben gescratcht.
Als Klaus seinen fein gebauten Kampfpanzer Tiger I in 1:48 von Suyata (schon mal jemand gehört? ich nicht!) in Wintertarnung auf den Tisch stellte, waren alle auf das Übliche vorbereitet – was der Tiger war und nicht war, wie die Wintertarnung am Modell erstellt wurde… you know the drill. Umso größer wurden die Augen, als eine Panzerplatte nach der anderen, ein Bauteil nach dem anderen entfernt wurde und sich mehr und mehr und immer MEHR Innereien zeigten. Und dann noch durchsichtige Deckel als Alternative. Unglaublich, wieviel Bastelspaß und Staunen manche Firmen in einen Bausatz für knapp €50 stecken können. Toll!
Jo hatte eine P-40N in 1:32 im (natürlich großen) Gepäck. Das Vorbild gehörte zur 502FS/337 FG in Florida, einem Ausbildungsgeschwader, was die verschlossenen MG-Ports erklärt. Abgesehen von Cockpit und Fahrwerk, wo „ein bisschen was gemacht wurde“ 😉 fällt vor allem die Bemalung auf. Tolle Decals, möchte man meinen, mit dem Riesenvogel an beiden Motorseiten… sind die aus dem Bausatz oder doch aus dem Zubehörmarkt? Weder noch – alles selbstgemalt, einschließlich der Markierungen. Auf dem gesamten Modell befindet sich nicht ein einziges Decal.
Moritz kam wie immer mit sehr Kleinem und sehr Feinem aus dem Warhammer-40k-Universum. Ein Terminator der Ultramarines (man beachte das Wortspiel) zusammen mit einem tyranidischen Hormaganten (so etwas wie die Bugs aus Starship Troopers, nur viel differenzierter) – die Farbgebung mag sich ähneln, aber auf dem Desktop-Schlachtfeld gibt es keine erbitterteren Gegner. Die Bemalung war wieder erste Sahne, die Bauzeit wieder utopisch kurz – so kennen wir den Moritz. Und der kleine Einsiedlerkrebs am Meeresstrand war gerade erst aus dem 3D-Drucker geschlüpft.
Aus dem fernen Landshut in Bayern war Thomas angereist und hatte seinen ersten Beitrag zum diesjährigen Gruppenbau (Film und Fernsehen) dabei. Aus dem sehenswerten Film „Crimson Tide“ brachte er zwei Opponenten in 1:700, von denen einer den Film nicht überlebte – man darf dreimal raten, welcher. Die USS Alabama, ein Raketen-Uboot der Ohio-Klasse, war aus dem 3D-Drucker entstanden; aufgrund der Erstellung im Filamentdruck musste die Oberfläche vollständig gespachtelt und versäubert werden, und alle Kleinteile entstanden im Eigenbau. Insbesondere die Sichel-Schiffsschraube war ein schwieriges Konstrukt, dem das Foto nicht gerecht werden kann. Die „Akula“ (russisch eigentlich: Schtschuka) stammt von HobbyBoss, ein feiner und problemloser Bausatz. Am Unterwasserschiff hatten sich heimtückisch, aber alterungstechnisch günstig Algen angesetzt.
Drittes Uboot im Bunde war die USS Jimmy Carter, ein verlängertes Boot der Seawolf-Klasse. Was sich in der eingefügten 30-m-Sektion im Detail verbirgt, darüber schweigen die US-Streitkräfte – Meeresforschung ist wahrscheinlich nicht dabei. Der Bausatz von HobbyBoss baut sich ähnlich fein wie das Akula, ein paar selbstgedruckte Decals haben noch zusätzliche Details darüber gestreut.
Schließlich zeigte Thomas noch ein Segelflugzeug in 1:72. Bausätze von Seglern sind rar, also hatte Thomas den polnischen Allstar SZD-59-1 Acro selbst mit CAD konstruiert, und Jonns hatte ihn verdienstvollerweise in Resin-3D gedruckt. Interessant der Vergleich mit dem Eigenbau von Michael vom letzten Treffen aus geschichteten Polystyrolplatten – beide Bauweisen haben ihre Stärken und Probleme, und offensichtlich kommt bei beiden am Ende ein tolles Produkt heraus.
Und so zeigte es sich, dass nicht so viele Modelle auf dem Tisch einem sehr interessanten und motivierenden Modellbauabend absolut nicht im Wege stehen – ganz im Gegenteil!
Euer Harald Rotter